03.03.2023 - 18:27 Uhr
Franz Fischer
Nr. 8133
169

Wissing stellt neue Verkehrsprognosen vor

(Berlin) - Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) stellte am Freitag neue Verkehrsprognosen bis zum Jahr 2051 vor. Demnach soll der Güterverkehr auf der Straße besonders stark anwachsen, aber auch auf der Schiene. Wie die Gutachter erläuterten, steigt der Verkehr vor allem in den südlichen Regionen sowie den Großräumen Hamburg und Berlin. Dagegen nimmt der Verkehr im Saarland sowie in den östlichen Bundesländern mit Ausnahme des Großraums Berlin ab.


Hamburg, Berlin und Süddeutschland besonders betroffen
Besonders starke Verkehrszuwächse werden bereits im Jahr 2036 erwartet, in den Regionen: Allgäu, Augsburg, Berlin, Bodensee-Oberschwaben, Donau-Iller, Hamburg, Heilbronn-Franken, Hochrhein-Bodensee, Ingolstadt, Lausitz-Spreewald, Mittelfranken, München, Oberland, Oderlande-Spree, Regenburg, Schwarzwald-Baar-Heuberg, Südlicher Oberrhein, Südostoberbayern, Westmittelfranken.


Prognosen reichen bis 2051
Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing stellte in Berlin die Prognose gemeinsam mit dem Studienautor Tobias Kluth von Intraplan vor. Sie reicht bis ins Jahr 2051 und berücksichtigt u. a. ein deutlich gestiegenes Bevölkerungswachstum, Veränderungen durch die Energiewende und Folgen des Ukraine-Krieges.


Güterverkehr steigt um 54 Prozent
Bis 2051 wird der Verkehr überall in Deutschland zunehmen, besonders stark im Güterbereich. Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, steigt die Verkehrsleistung um die Hälfte - von 679 auf 990 Milliarden Tonnenkilometer. Der Lkw bleibt dabei das dominierende Verkehrsmittel und nimmt sogar noch an Bedeutung zu (plus 54 Prozent Zuwachs auf der Straße). Aber auch der Güterverkehr auf der Schiene legt um ein Drittel zu, während die Wasserstraße stagniert.


Personenverkehr teigt um 13 Prozent
Der Personenverkehr wird um 13 Prozent auf fast 1.400 Milliarden Personenkilometer in 2051 ansteigen. Bei den einzelnen Verkehrsträgern gibt es starke Zuwächse beim Bahn- und Luftverkehr von über 50 Prozent, auch der Radverkehr legt spürbar zu (plus 36 Prozent), während der Straßenpersonenverkehr nur geringfügig wächst. Trotzdem bleiben Auto und Motorrad mit Abstand das beliebteste Fortbewegungsmittel. Mehr als zwei Drittel aller Wege werden damit zurückgelegt.


Wissing erteilt Ideologie eine Absage
Bundesminister Dr. Wissing betonte: „Ich richte meine Verkehrspolitik an den tatsächlichen Begebenheiten aus, an Zahlen, Daten und Fakten und nicht an politischem Wunschdenken. Die Ergebnisse der neuen Langfrist-Verkehrsprognose machen deutlich: Der Verkehr in Deutschland wird in jeder Hinsicht zunehmen. Um einen Verkehrsinfarkt zu verhindern, brauchen wir jetzt dringend das Deutschlandtempo für den Ausbau aller Verkehrsträger – auch der Straße. Ich kämpfe dafür, dass die Menschen in unserem Land frei bestimmt ihren Mobilitätsbedürfnissen nachkommen können und unsere Wirtschaft wächst – auch dank einer guten Verkehrsinfrastruktur.“


Güterstrukturwandel: Weniger Kohle, mehr Sendungen
Ausschlaggebend für die starke Zunahme des Verkehrs auf der Straße ist ein Strukturwandel im Güterverkehr. Durch die Energiewende gibt es einen starken Rückgang bei Massen- und Energiegütern wie Kohle, Koks, Mineralölprodukte, Erze, die bisher vor allem auf Schiene und Wasserstraße transportiert wurden.

Ein großes Wachstum gibt es bei Gütern, die überwiegend auf der Straße befördert werden. Hierzu zählen Postsendungen (plus 200 Prozent), Sammelgüter (plus 91 Prozent) sowie Stückgüter, z. B. Nahrungs- und Genussmittel (plus 29 Prozent).

Ein vollbeladener Zug, der zuvor rund 2.000 Tonnen Kohle transportierte, erreicht mit Stückgut nur einen Bruchteil hiervon. Bei gleicher zurückgelegter Transportstrecke verliert die Bahn daher Anteile im Modal-Split. Dieser gibt Auskunft über die prozentualen Anteile der Verkehrsmittel an der gesamten Verkehrsleistung. Trotz Annahme von ambitionierten Ausbauplänen stößt die Bahn an die Grenzen der Leistungsfähigkeit und kann die zusätzlichen Verkehre nicht aufnehmen.


Grüne Energiewende im Gebäudesektor führt zu starker Verkehrssteigerung
Deutschland steht des Weiteren vor einem klimaneutralen Umbau der mehr als 19 Millionen Wohngebäude. Dächer und Wände müssen gedämmt, Heizungen und Fenster ausgetauscht werden. Dies erzeugt einen Baustellenverkehr in neuen Dimensionen. Die Anlieferung vor Ort wird nicht mit der Bahn oder dem Binnenschiff erfolgen können.


Neues Instrument der Verkehrsprognose
Mit der neuen Gleitenden Langfrist-Verkehrsprognose reagiert das BMDV auf neue Dynamiken im Verkehrsbereich. Sie ermöglicht erstmals einen Blick in das Verkehrsgeschehen bis ins Jahr 2051 und wird künftig jedes Jahr basierend auf neuen Daten und absehbaren Entwicklungen aktualisiert.


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