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(Bochum) - Die erste große Studie seit fast 50 Jahren zeigt: Ein Tempolimit auf Autobahnen könnte die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle um mehr als ein Drittel senken. Das entspricht einem Rückgang von rund 3,5 Prozent aller Verkehrstoten in Deutschland.
Eine Wissenschaftlerin der Ruhr-Universität Bochum hat dazu neue Daten ausgewertet. Ergebnis: Tempo 120 auf Autobahnen würde die Zahl der Unfälle mit Leichtverletzten um 9 Prozent und mit Schwerverletzten um 26 Prozent senken sowie die Zahl der Verkehrstoten um 35 Prozent.
Hochgerechnet auf alle bislang unbeschränkten Abschnitte bundesdeutscher Autobahnen ließen sich pro Jahr 53 Unfälle mit Todesfolge und mit 58 Todesopfern, 649 schwere Unfälle mit 904 Schwerverletzten sowie 801 leichte Unfälle mit 1.375 Leichtverletzten verhindern. Die dadurch eingesparten Unfallkosten lägen bei etwa 216 Millionen Euro jährlich.
Ergebnisse konservativ geschätzt
„Da es bislang keine geeigneten Daten für eine solche Analyse gab, habe ich eigens einen neuen Datensatz aus einer Vielzahl einzelner Datenquellen zusammengestellt“, erklärt Maike Metz-Peeters vom Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Angewandte Ökonometrie der Ruhr-Universität Bochum. Der Datensatz umfasst etwa die Hälfte des gesamten Autobahnnetzes und deckt die Jahre 2017 bis 2019 ab. Verglichen wurden Abschnitte mit und ohne Tempolimit. Die Ergebnisse wurden konservativ geschätzt, so die Wissenschaftlerin.
Ein- und Ausfahrten besonders gefährlich
Die Studie liefert außerdem Hinweise darauf, dass Tempolimits besonders an Ein- und Ausfahrten sowie auf weniger befahrenen Strecken wirksam sind. Wo weniger Verkehr herrsche, fahren viele Fahrzeuge besonders schnell und mit großen Geschwindigkeitsunterschieden, sodass sich das Unfallrisiko erhöhe.
Unsicherheit bei der Übertragbarkeit
„Allerdings ist schwer vorherzusagen, ob sich die Ergebnisse auf ein generelles Tempolimit im gesamten Autobahnnetz übertragen lassen“, so Metz-Peeters. Möglich sei, dass sich Fahrgewohnheiten anpassen und die Unfallzahlen noch stärker sinken könnten. „Andererseits könnte es aber auch sein, dass Tempolimits ihre Signalwirkung verlieren, denn sie heben gefährliche Stellen ja besonders hervor. Als Folge könnten die Unfallzahlen auf bisher beschränkten Abschnitten auch steigen. Dies lässt sich aber nur mutmaßen und kann weder mit vergleichbaren Beobachtungsstudien noch mit lokal begrenzten Experimenten beantwortet werden“.