08.08.2025 - 17:04 Uhr
Franz Fischer
Nr. 9096
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Andreas Knie: Das Auto ist am Ende

(Berlin) - Andreas Knie, Politikwissenschaftler und Leiter der Forschungsgruppe „Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin, sieht das Zeitalter des privaten Pkw dem Ende entgegengehen. Er bezeichnet die aktuellen Statistiken zum wachsenden Autoverkehr als irreführend und spricht von „Messfehlern“ – eine Verkehrswende sei längst im Gange, werde aber mental verdrängt. Der Autoverkehr nehme seit etwa zehn Jahren ab. Das sagte er im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Kritik an der Entwicklung zu größeren und stärkeren Fahrzeugen
Knie kritisiert die jahrzehntelange Entwicklung zu immer größeren und stärker motorisierten Fahrzeugen als Resultat einer Ingenieurskultur, die nur „höher, schneller, weiter“ kenne. Effiziente Modelle seien aus dem Markt gedrängt worden. Für viele diene das Auto vor allem als Sicherheits- und Statussymbol, doch dieser Status habe an Bedeutung verloren – mit Ausnahme einer kleinen Gruppe junger Männer, die PS-starke Fahrzeuge für kurze Zeit mieten.

Elektroautos als Beitrag zur „Zivilisierung“
Elektroautos betrachtet Knie als Zivilisierungsbeitrag zum Straßenverkehr, da sie zu vorausschauenderem Fahren, weniger Unfälle und weniger Fahrten führten. Er fordert den Umbau von Städten zugunsten von Rad- und Fußverkehr, verweist auf Beispiele aus Paris und London und wirft deutschen Politikern vor, zu zögerlich zu handeln.

Widerstand gegen Veränderungen in den Städten
Widerstände, etwa von Einzelhändlern gegen den Abbau von Parkplätzen, seien unbegründet. Studien zeigten, dass weniger Autoverkehr den Umsatz steigern könne.

Düstere Prognose für die deutsche Autoindustrie
Für die deutsche Autoindustrie prognostiziert Knie einen drastischen Schrumpfungsprozess auf ein Drittel der heutigen Größe und eine Konzentration auf Luxusfahrzeuge für Nischenmärkte. Städte müssten aus gesundheitlichen Gründen umgestaltet werden, das Auto sei dabei das „Problem Nummer eins“.


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