25.06.2023 - 19:02 Uhr
Franz Fischer
Nr. 8296
200

Junge Generation will deutlich mobiler sein, als alle vorherigen

(München) - Die Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet zwar Klimaschutz, will dafür aber nicht auf Mobilität verzichten. Darauf deutet eine repräsentative ADAC Umfrage hin. Schon bei der Umfrage im Jahr 2021 waren Maßnahmen, die den Autoverkehr verteuern oder beschränken, zum Großteil abgelehnt worden. Daran hat sich zwischenzeitlich wenig geändert. Zwischen den Generationen gibt es dabei keine großen Unterschiede: Auch junge Erwachsene denken so. Ihre Antworten sind erstmals gesondert ausgewertet worden.

Vielmehr lassen die Ergebnisse der aktuellen Umfrage darauf schließen, dass alle Altersgruppen ihre individuelle Mobilität eher langsam und allmählich verändern wollen. Die Teilnehmenden geben zum Beispiel an, Bahn und ÖPNV wieder mehr zu nutzen als während der Corona-Pandemie. Auch das Fahrrad hat an Bedeutung gewonnen. Der Pkw bleibt aber weiterhin das mit Abstand am häufigsten genutzte Verkehrsmittel.

 

Fast niemand will verzichten

Viele sprechen dem Verkehr in der Mobilitäts-Umfrage 2023 negative Umweltwirkungen zu: 40 Prozent gehen davon aus, dass dieser Sektor ernsthaft die Umwelt bedroht. Der Mehrheit fällt es jedoch schwer selbst aktiv zu werden: 39 Prozent wollen nicht auf Reisen mit dem Flugzeug oder Auto verzichten.

Auch beim Blick in die etwas fernere Zukunft zeichnet sich keine große Veränderung beim Mobilitätsverhalten ab: Zwar gehen mehr Menschen davon aus, dass sie die Bahn und den ÖPNV in fünf Jahren öfter nutzen werden. Doch 85 Prozent der Pkw-Fahrenden halten es für sehr wahrscheinlich, dass sie auch 2026 ein Auto nutzen werden. Nur 5 Prozent rechnen damit, dass sie dann keinen Pkw mehr haben. Ausschlaggebend ist dafür weniger der Klimaschutz, sondern hohe Kosten und das eigene Alter.

 

Mehrheit will besseren ÖPNV

Als Maßnahmen zum Klimaschutz befürworten die meisten Befragten, die Alternativen zur fossilen Mobilität zu stärken. Dabei geben vier von fünf Personen dem Ausbau des ÖPNV die höchste Priorität. Der überwiegende Teil wünscht sich daneben eine bessere Tank- und Ladeinfrastruktur für alternative Kraftstoffe und Strom sowie die Einführung klimaneutraler E-Fuels.

Gleichwohl bemängeln immer mehr, die den ÖPNV bisher nicht oder nur selten nutzen, das unzureichende Angebot. Aus Sicht der Befragten lässt das ÖPNV-Angebot vor allem im ländlichen Raum zu wünschen übrig. Dort sind 51 Prozent damit unzufrieden. In Ballungsräumen gilt das nur für 15 Prozent. Die Einführung des Deutschlandtickets greift entscheidende Motivationsfaktoren für einen Wechsel zum ÖPNV auf: den Preis und Komfort beim Ticketkauf. Nicht minder wichtig sind mehr Direktverbindungen, bessere Taktungen und höhere Zuverlässigkeit.

 

Mehrheit gegen grün-ideologische Verbotspolitik

Veränderungen, die das individuelle Mobilitätsverhalten einschränken, stoßen in der ADAC Befragung auf wenig Zustimmung: Höhere Steuern bei Kraftstoffen lehnen fast zwei Drittel ab. Die Verknappung oder Verteuerung von städtischem Parkraum und ein Stopp und Verbot des Straßennetzausbaus sind für mehr als die Hälfte ebenfalls keine Optionen.

 

Jüngere Generation will mobiler sein, als alle vorherigen Generationen

Ein Blick auf junge Erwachsene – die 18- bis 25-jährigen – zeigt, dass Klimaschutz für diese zu den Top-Prioritäten der Verkehrspolitik gehört. Aber, ein Verzicht auf Pkw und Flugzeug kommt für die meisten von ihnen nicht infrage. Nach eigenen Angaben sind sie jetzt schon deutlich mobiler als die Altersgruppe ab 26 Jahren und die Generationen vor ihnen.

Dabei nutzen sie insbesondere die Bahn, den ÖPNV, Motorrad und Motorroller häufiger. Junge Leute gehen sogar viel häufiger als die über 25-jährigen davon aus, den Pkw im Jahr 2026 mehr zu nutzen als aktuell – sowohl als Fahrerinnen und Fahrer (38 Prozent), als auch als Beifahrende (13 Prozent) und durch Carsharing (12 Prozent). Mit dem Flugzeug wollen sie in Zukunft auch öfter unterwegs sein (19 Prozent) als heute.

Trotzdem zeigt sich diese junge Altersgruppe aufgeschlossener dafür, fossile Kraftstoffe zu verteuern und sich vom Pkw mit Verbrennungsmotor zu verabschieden: Sie kann sich eine rein elektrische Zukunft eher vorstellen als die älteren Befragten. Die Jüngeren gaben an, bereit zu sein, auf den ÖPNV umzusteigen – sofern das Angebot stimmt und die Zuverlässigkeit sich spürbar verbessert. Auch der Verzicht auf ein Auto im Haushalt ist in den kommenden fünf Jahren wahrscheinlicher als bei der Altersgruppe ab 26 Jahre.

„Die Menschen sind in der Mehrheit bereit, für den Klimaschutz ihr Mobilitätsverhalten zu ändern, aber sie wollen dabei nicht verzichten. Deshalb ist es so wichtig, bei allen Einschränkungen immer auch die Alternativen weiterzuentwickeln und sie zu einem bezahlbaren Preis anzubieten“, so ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand.


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