08.03.2013 - 23:59 Uhr
Franz Fischer
Nr. 3977
325

Zurück ins Leben

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(Bad Waldsee / Baienfurt) - Am 7. März 2012 hat sich das Leben von Thomas Gauder verändert. Der Wirtschaftsingenieur-Student war auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch in Biberach, als auf der B 30 in Höhe der Ausfahrt Bad Waldsee-Süd, eine damals 48-jährige Frau aus Ulm kommend auf die Gegenfahrbahn kam. Dabei streifte sie einen VW Caddy, kam noch weiter nach links ab und stieß frontal auf den VW Golf, in dem Thomas Gauder saß. Thomas Gauder wurde dabei lebensgefährlich verletzt.

"Ich erinnere mich noch, dass ich dachte, ich muss doch zu dem Vorstellungsgespräch, ich muss denen sagen, dass ich nicht kommen kann", erzählt Thomas Gauder ruhig und ernsthaft. Das sei ihm durch den Kopf gegangen, als er im Auto saß, sich nicht mehr bewegen konnte und Probleme hatte zu atmen. Denn er hatte neben vielen Knochenbrüchen auch einen Zwerchfelldurchbruch und eine Milzruptur. Die Milz ist ihm später entfernt worden. Der Notarzt, sagt der Baindter, sei nicht sicher gewesen, ob er den Transport ins Krankenhaus überlebe. Im Elisabethen-Krankenhaus in Ravensburg ist er sechs Stunden operiert worden. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist dann seine Lungen kollabiert. Thomas Gauder wurde drei Wochen in ein künstliches Koma versetzt.

Er weiß, er hätte sterben können. Das sagt er ruhig und gelassen. Er habe keine Probleme, über den Unfall zu sprechen, sagt der 29-jährige. Es klingt nach jemandem, der ein schreckliches Erlebnis verarbeitet. Er drängt nicht in die Öffentlichkeit. Aber, sagt er, "vielleicht kann ich mit einem Artikel ja anderen helfen." Ihm zumindest hätte es geholfen zu lesen, wie andere Menschen mit einem solchen Unfall umgehen.

Geholfen haben ihm vor allem auch seine Familie, Freunde und Freundin. Sie haben ihn besucht, als er im Koma lag, und ihn unterstützt während des Krankenhausaufenthalts und der anschließenden Reha in Tübingen. Das Koma, sagt er rückblickend, sei vielleicht auch gut gewesen. Er wäre nicht zur Ruhe gekommen, glaubt der Baindter, der zurzeit in Baienfurt lebt. Einige Menschen hätten in der Zeitung das Foto seines Autos erkannt und sich erkundigt. Sein kleiner Bruder, der zu der Zeit freitags auf dem Baindter Bauhof arbeitete, wäre fast nach Hause gegangen, weil jeder wissen wollte, wie es Thomas Gauder geht.

"Man muss sich Zeit nehmen, lernen, es zu akzeptieren, und mit Ruhe an die Dinge herangehen", sagt Gauder. Die ersten Tage nach dem künstlichen Koma, sagt Gauder, sei sein Tag-Nacht-Rhythmus aus dem Gleichgewicht gewesen. Er habe nächtelang wach gelegen. Die gebrochenen Knochen mussten erst heilen. Sein Körper war so geschwächt, dass selbst das Aufsetzen eine Anstrengung sondergleichen war. "Mir lief der Schweiß herunter", sagt Gauder. Als er versuchte aufzustehen, fühlte sich der Weg bis zur Tür und wieder zurück mithilfe einer Art Rollator an wie ein Marathon. Erst in der Reha habe er langsam wieder gehen gelernt. Spätestens an Weihnachten wollte er wieder gehen können, ohne Krücken, das hat er geschafft. Auch Auto fährt er wieder selbst. Angst habe er keine, sagt er. "Aber ich fahre ein wenig vorausschauender."

Seit November hat der Arzt ihm erlaubt wieder aktiv nach einem Job zu suchen. Gesund ist er nicht. Er hofft, dass der Heilungsprozess gut verläuft. Zur Physiotherapie geht er noch immer.

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