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07.07.2025 - 22:14 Uhr
Franz Fischer Nr. 9060
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Franz Fischer
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Prognos Zukunftsatlas 2025 zeigt Gewinner und Verlierer
(Berlin) - Am 4. Juli 2025 ist der neue Prognos Zukunftsatlas exklusiv im Handelsblatt erschienen. Die Studie bewertet 400 Landkreise und kreisfreie Städte Deutschlands im Hinblick auf ihre Zukunftschancen. Die Ergebnisse zeigen: Der Süden bleibt stark, das Ruhrgebiet holt auf - aber viele Regionen stehen unter dem Druck der aktuellen Rezession.
Deutschland im Stresstest: Zukunftsatlas zeigt Wirkung der Krise
Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt: Seit 2023 befindet sich Deutschland in einer Rezession. Die Arbeitslosigkeit ist nahezu flächendeckend gestiegen, die Beschäftigung nimmt nur noch langsam zu. In 90 von 400 Regionen ist sie gegenüber 2021 gesunken – ein Zeichen für den strukturellen Druck auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt.
Der Süden dominiert weiterhin
Trotz der Krise baut vor allem der Süden Deutschlands seine Stärke aus: In Baden-Württemberg befinden sich inzwischen 91 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte mit Zukunftschancen, in Bayern über 70 Prozent. Städte wie München, Erlangen, Mainz und Regensburg führen das Ranking an. Gleichzeitig zeigt der Atlas, dass Innovationskraft entscheidend für Resilienz ist: Acht Kreise mit dem meisten Forschungspersonal befinden sich unter den Top 50.
Langfristgewinner: Wer sich seit 2004 am stärksten verbessert hat
Insgesamt 31 Regionen konnten sich seit 2004 um mehr als 100 Plätze im Ranking verbessern. Viele dieser Langfristgewinner liegen in Bayern und Baden-Württemberg - darunter das Unterallgäu, der Ostalbkreis, der Zollernalbkreis oder Dingolfing-Landau. Aber auch Regionen in den neuen Bundesländern wie die Städte Leipzig und Berlin oder das brandenburgische Umland von Berlin verzeichnen große Fortschritte.
Langfristverlierer: Alte Industriezentren kämpfen mit dem Strukturwandel
Anders stellt sich die Lage in Teilen Westdeutschlands dar: In 29 Regionen sank die Platzierung in den vergangenen zwei Jahrzehnten um mehr als 100 Ränge. Besonders betroffen sind klassische Industriestandorte wie Essen und Dortmund im Ruhrgebiet sowie Städte in Rheinland-Pfalz wie Kaiserslautern, Worms und Trier. Dennoch gab es zuletzt eine positive Entwicklung im Ranking – vor allem im Ruhrgebiet, im Münsterland und im Rheinischen Revier.
In ostdeutschen Bundesländern kämpfen zwei Drittel der Kreise in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Zukunftsrisiken. Ländliche Kreise in Niedersachsen an der Grenze zu Sachsen-Anhalt verzeichnen massive Rangverluste, wie zum Beispiel Goslar, Wolfenbüttel und Helmstedt.
Regionale Ergebnisse: Oberschwaben und Allgäu auf dem Weg nach oben
Auch die Regionen in Oberschwaben und im Allgäu nehmen im neuen Zukunftsatlas 2025 eine starke Position ein - insbesondere im Vergleich zur Situation vor 20 Jahren.
Kernbereich: Ulm, Biberach und der Bodenseekreis überzeugen
Der Stadtkreis Ulm gehört seit Jahren zur Spitzengruppe – auch 2025 liegt Ulm mit Rang 11 unter den Top-Regionen Deutschlands. Ähnlich erfolgreich präsentiert sich der Landkreis Biberach, der sich auf Platz 24 verbessert hat - ein Aufstieg um 76 Plätze gegenüber 2004. Der Landkreis profitiert besonders von einer starken Industrie und hoher Innovationskraft.
Auch der Bodenseekreis liegt mit Rang 20 hervorragend im Rennen – trotz zwischenzeitlicher Schwankungen bleibt die Region stabil im Spitzenfeld. Der Alb-Donau-Kreis kann seine historische Verbesserung (von Platz 206 auf Platz 94) trotz kleiner Rückschritte gegenüber 2022 (plus 150 Ränge seit 2004) weiter behaupten. Der Landkreis Ravensburg (Rang 63) liegt solide im vorderen Sechstel.
Umland: Unterallgäu glänzt, Sigmaringen holt auf
Das Unterallgäu ist ein regelrechter Langfristgewinner: Mit Platz 26 zählt es inzwischen zu den besten Regionen Deutschlands und hat sich seit 2004 um 168 Plätze verbessert – ein außergewöhnlicher Aufstieg, der auf stabile Wirtschaftsstrukturen und Innovationsfähigkeit zurückzuführen ist.
Auch der Landkreis Sigmaringen zeigt einen positiven Langfristtrend – von Platz 312 (2004) auf Platz 185 im Jahr 2025. Das Oberallgäu liegt auf Rang 129 - nach einem Tiefpunkt im Jahr 2010 ein deutlicher Fortschritt.
Die Stadt Kempten (Platz 42) und der Landkreis Neu-Ulm (Platz 80) können sich gut behaupten. Kempten zeigt Kontinuität auf hohem Niveau. Neu-Ulm verbesserte sich zuletzt deutlich, nachdem es 2019 auf Platz 125 abgerutscht war.
Weniger erfreulich ist die Entwicklung in Konstanz (Rang 115), das gegenüber 2004 insgesamt 39 Plätze verloren hat. Auch Memmingen rutscht leicht ab und liegt aktuell auf Platz 74 – 12 Plätze unter dem Stand von 2004.
Gute Ausgangslage ist kein Selbstläufer
Die Regionen entlang der Bundesstraße 30 sowie im Allgäu stehen heute besser da als noch vor zwei Jahrzehnten. Viele Kreise zählen zu den Aufsteigern der Republik. Doch der Zukunftsatlas macht auch deutlich: Die Dynamik lässt nach und die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt. Es gilt, in Innovation, Fachkräftesicherung und nachhaltige Standortentwicklung zu investieren – damit die positive Entwicklung anhält. Die IHK Bodensee-Oberschwaben nennt: Senkung der Stromsteuer und der Netzentgelte, bessere Abschreibungsbedingungen, Bürokratieabbau, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, Ausbau der Infrastruktur und Maßnahmen zur Fachkräftesicherung.[1]