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26.01.2024 - 19:53 Uhr
Franz Fischer Nr. 8513
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Franz Fischer
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Professor fordert Straßenbauverbot zur Pflanzen- und Tierrettung
(Kassel) - Der Verkehrsforscher Helmut Holzapfel, Leiter des Zentrums für Mobilitätskultur in Kassel, fordert ein Ende des Straßenbaus, um die Folgen für die Pflanzen- und Tierwelt sowie auf das Klima zu begrenzen. In Ministerien und Straßenbehörden herrsche immer noch altes Denken vor.
Durch Straßen würden Naturflächen versiegelt und dadurch entwertet. Eine aktuelle Studie des britischen Vogelexperten Paul Donald zeige, dass Straßen und die darauf fahrenden Autos einen erheblichen, bisher völlig unterschätzten Beitrag zur Zerstörung von Biotopen und der Ausrottung von Tierarten leisteten. Pro Jahr verendeten in England 30 Millionen Vögel, 200.000 bis 300.000 Igel, 100.000 Füchse, 74.000 Rehe und Hirsche sowie 50.000 Dachse durch Automobile. Er schätzt aufgrund weiterer internationaler Quellen, dass in Europa jährlich insgesamt 200 Millionen Vögel auf Straßen sterben. Im US-Bundesstaat Illinois habe eine Untersuchung ergeben, dass pro Kilometer Straße jeden Tag bis zu 35 Libellen sterben. Der Effekt auf Schmetterlinge sei ebenfalls groß, mit 20 Millionen getöteten Schmetterlinge pro Woche. Zu toten Insekten, Spinnen, Schlangen und Kleintieren gebe es bisher nur wenige Daten, die jedoch ebenfalls auf enorme Verluste durch Straßen hinweisen. In den Fragmenten zwischen den Straßen finde auch eine genetische Verarmung der Arten statt, etwa bei Schlangen bis hin zum Aussterben durch fehlende Vermehrung.
Die Gutachten und Kosten-Nutzen-Analysen rechneten in den Plänen zu den Straßenbauten des Bundes diese weiträumigen Konsequenzen nicht ein. „Ich halte die Klimaschäden durch Straßenbau für ein wesentlicheres Problem als die Schäden durch die Autotechnik, wenn man neben Versiegelung und Flächenverbrauch die negativen Einflüsse auf die Biodiversität mitberücksichtigt. Angesichts des sehr großen Verlustes von Biodiversität durch Verkehrswege darf kein Meter Naturraum mehr für Straßen zerstört werden“, so Holzapfel.
Eine Zunahme des Verkehrs werde nur noch von Außenseitern angenommen. Selbst in der Automobilindustrie sei bekannt, dass durch die Elektrifizierung der Verkehr gleichmäßiger werde und sich die Kapazität der bestehenden Straßen erhöhe. Ein generelles Tempolimit habe einen ähnlichen Effekt. „Derzeit wird in den Ministerien und Straßenbaubehörden eine große Zahl völlig sinnloser Projekte geplant“, so der Professor abschließend.
Helmut Holzapfel leitet das Zentrum für Mobilitätskultur in Kassel. Der Bauingenieur, Stadtplaner und Verkehrswissenschaftler war bis 2015 Professor am Institut für Verkehrswesen der Universität Kassel. Er ist Buchautor und berät Gewerkschaften und Umweltverbände.