06.06.2022 - 19:34 Uhr
Franz Fischer
Nr. 7799
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314 Wissenschaftler fordern mehr Anstrengungen für alternative Kraftstoffe

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Hunderte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind besorgt, dass das EU-Parlament kommende Woche ein Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor befürworten könnte. Sie haben sich in einer "Internationalen Vereinigung zur Erforschung nachhaltiger Antriebs- und Fahrzeugtechnik" (IASTEC) zusammengefunden und einen offenen Brief an die europäischen Parlamentarier verfasst. Darin äußern sie "große Bedenken" dagegen, Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2035 zu verbieten.


Bilanz von E-Autos schlechter als angegeben
Die Expertinnen und Experten insbesondere aus den Fächern Maschinenbau, Verfahrenstechnik und Chemie meinen, dass die CO2-Bilanz von batterieelektrisch betriebenen Autos wesentlich schlechter als oft angegeben sei, unter anderem da der zusätzliche Strombedarf zunächst hauptsächlich durch fossile Energieträger gedeckt werden müsste. Zudem könne die einseitige Ausrichtung auf diese Mobilitätsform zu einer größeren Abhängigkeit von China führen.


Mehr Einsatz für alternative Kraftstoffe
Die Unterzeichner des offenen Briefes plädieren dafür, die Elektromobilität weiterzuentwickeln, aber gleichzeitig auf Bio- und synthetische Kraftstoffe, sogenannte reFuels, zu setzen. Die Forschung an und der Einsatz dieser Kraftstoffe würden durch ein Verbrennerverbot unterbunden. Die Wissenschaftler schlagen vor, gut konzipierte Hybridantriebe und dabei reFuels einzusetzen. Diese Kraftstoffe könnten bald großtechnisch zu günstigen Preisen produziert und angeboten werden.


Probleme für Hilfsdienste, Militär und Landwirtschaft
Bei einem Verbrennerverbot würden Fahrzeuge in einigen Anwendungsgebieten teurer, wie zum Beispiel im Zivilschutz, Militär, für Feuerwehren, Krankenwagen und Landmaschinen. Es bestehe auch die Gefahr, dass Knowhow zu Verbrennungsmotoren verlorenginge, wenn sich alle Autohersteller auf batterieelektrische Modelle konzentrieren.


Kritik an offenem Brief
Der aktuelle Brief ist nicht der Erste, den Forscherinnen und Forscher unter der IASTEC veröffentlichten. Vor einem Jahr warnten sie davor, dass das Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasen von E-Autos aufgrund eines Rechenfehlers zu hoch berechnet worden sei. Damals kritisierte Professor Christian Rehtanz von der TU Dortmund, der Brief sei hochgradig peinlich. Es handle sich um ein wissenschaftlich verbrämtes Lobbyistenschreiben, welches krampfhaft versuche, die Kolbenmaschinen  zu retten.

Unterzeichnet haben den aktuellen Brief dennoch 314 Fachleute, darunter rund 60 aus Deutschland. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hatte Mitte Mai die Position der EU-Kommission befürwortet, ab 2035 nur noch emissionsfreie Pkw und leichte Nutzfahrzeuge neu zuzulassen. Im Plenum des Parlaments wird voraussichtlich kommende Woche darüber abgestimmt.


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