07.11.2008 - 23:59 Uhr
Franz Fischer
Nr. 1949
277

Schwarzbuch 2008 des Bund der Steuerzahler

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Auch dieses Jahr hat der Bund der Steuerzahler wieder zahlreiche Verschwendungen aufgedeckt, erstaunlicherweise sind diesmal nur zwei Projekte bei den Bundesfernstraßen aufgeführt.


4-streifiger Ausbau einer 4-streifigen Bundesstraße

Dass eine 4-streifige gut funktionierende Straße angeblich einem 4-streifigen Ausbau bedarf, zeige sich am Beispiel der B 1 zwischen Paderborn und Salzkotten. Hier fahren die Autos zwar auf 4 Fahrstreifen, doch laut Straßen.NRW handele es sich nur um ein Provisorium. Um das Provisorium zu beseitigen und zugleich die Straße zu sanieren, soll die 4-streifige B 1 auf 4 Fahrstreifen zu einer richtigen Kraftfahrstraße ausgebaut werden. Der Ausbau umfasst eine Sanierung der Fahrbahn und des Untergrunds und eine Trennung der Fahrbahnen durch eine Betonwand. Da aufgrund der geplanten Betonwand die Autos aus zwei einmündenden Straßen die B 1 nicht mehr kreuzen können, sollen hier Brücken entstehen. Die B 1 selbst wird zusätzlich um rund vier Meter tiefer gelegt, zum einen, um die Überführung zu ermöglichen, zum anderen als Lärmschutzmaßnahme. Die Kosten betragen nach ersten Schätzungen rund 10 Millionen Euro. Ein Lärmschutz für die nahegelegenen Neubaugebiete ist dennoch nicht vorgesehen. Auch das denkmalgeschützte Gebäude "Gut Warthe" ist betroffen. Es ist zu befürchten, dass das direkt an der B 1 gelegene Gebäude durch die Tieferlegung und der damit verbundene Absenkung des Grundwasserspiegels beschädigt wird, da die Tragfähigkeit des Untergrundes sich verändern wird. Mögliche anschließende Sanierungen sind in den Kosten auch nicht eingerechnet. Da der Grundwasserspiegel darüber hinaus bis fast auf Geländehöhe reicht, wird die Tieferlegung mit weiteren Erschwernissen verbunden sein. Der Bund der Steuerzahler schlug daher Straßen.NRW eine einfachere Alternativen vor, die Betonwand im Kreuzungsbereich auszusparen oder einen zweistreifigen Kreisverkehr statt der Brücke zu bauen, so dass die Tieferlegung nicht erforderlich wird. Laut Straßen.NRW sei dies aber nicht vorgesehen. Zwar sei die Betonwand in der Kreuzung einfach wegzulassen theoretisch sicher möglich, aber "praktisch wird so etwas nicht genehmigt." Straßen.NRW betonte, dass der geplante Ausbau bereits eine "Sparversion" sei.


Natursteinverblendungen an Autobahnbrücken

Bei der Sanierung der A 72 in Sachsen zwischen Stollberg und Zwickau gab sich das Bundesverkehrsministerium große Mühe. An acht Brücken erfolgte eine schmucke Natursteinverblendung aus Granit und Porphyr. Die Natursteinverblendung sei ein wesentliches Gestaltungselement für die Einpassung der Bauwerke in das Landschaftsbild, teilte das Ministerium mit. Leider kostete die Natursteinverblendung der acht Brücken rund 450.000 Euro. Die acht Brücken stehen weder an touristisch interessanten Orten noch herrscht auf der A 72 ein für eine 6-streifige Autobahn hohes Verkehrsaufkommen. Viele Felder mit landwirtschaftlichen Nutztieren prägen die Landschaft um die Brücken. Der Bund der Steuerzahler kann die Vertäfelung nicht nachvollziehen und meint, dass die Steuerzahler besser gefahren wären, wenn sich das Bundesverkehrsministerium an seine Einschätzung gehalten hätte, wonach eine Natursteinverblendung von Autobahnunterführungen in Sachsen grundsätzlich "nicht üblich" ist. Dennoch hätte es noch schlimmer kommen können, zunächst sollten 17 statt der 8 Brücken mit Naturstein verblendet werden.

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