03.03.2020 - 19:53 Uhr
Franz Fischer
Nr. 6938
965

Verkehrsministerium warnt vor Amphibienwanderung

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(Stuttgart) - Mildes und feuchtes Wetter lässt Frösche und Kröten erwachen, warnt das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg. Es rät Autofahrer zur Vorsicht, damit Amphibien nicht verletzt werden.

Wenn die Temperaturen am frühen Morgen wieder deutlich über null Grad liegen und regnerisches Wetter herrscht, beginnt die alljährliche Amphibienwanderung. Darauf wies Verkehrsminister Winfried Hermann MdL (Grüne) am Dienstag hin. Bei der Amphibienwanderung machen sich alljährlich unzählige Frösche, Kröten und Molche auf den Weg von ihren Winterquartieren zu den angestammten Laichgewässern. Oftmals müssen die Tiere dabei viel befahrene Straßen überqueren.

Verkehrsminister Winfried Hermann appelliert insbesondere an Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer sowie Autofahrerinnen und Autofahrer im Land: „Fahren Sie im Bereich der Querungsstellen bitte mit erhöhter Vorsicht und deutlich reduzierter Geschwindigkeit. Dies dient nicht nur dem Schutz der Amphibien, sondern auch Ihrer eigenen Sicherheit! Insbesondere in den Nacht- und frühen Morgenstunden sollten Sie besonders aufmerksam sein, da dann viele Frösche, Kröten und Molche unterwegs sind.“

 

Ehrenamtliche Helfer retten tausende Tiere
Besondere Vorsicht ist auch deshalb geboten, weil während der Amphibienwanderzeit wieder viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, oftmals in der Dunkelheit oder Dämmerung, im Einsatz sind. Wo es keine festen Leiteinrichtungen für die Tiere gibt, stellen sie mobile Fangzäune auf und bringen die Tiere mit Hilfe von Eimern sicher auf die andere Straßenseite. Da die Einrichtungen täglich kontrolliert werden müssen, ist dies enorm aufwändig. Aber der Aufwand lohne sich: An einigen Stellen würden mehrere tausend Tiere gerettet.

 

Amphibienschutzanlagen an kommunalen Straßen werden gefördert
Baden-Württemberg will in den nächsten Jahren im Rahmen der Umsetzung des „Landeskonzeptes Wiedervernetzung an Straßen“ viele fest installierte Amphibienschutzanlagen bauen.

Um die Wiedervernetzung auch an Straßen, die nicht in der Baulast des Landes liegen, rasch voranbringen, fördert das Verkehrsministerium Amphibienschutzanlagen an kommunalen Straßen. In den Jahren 2018 und 2019 wurden im Rahmen des Sonderprogramms des Landes zur Stärkung der biologischen Vielfalt sieben Maßnahmen gefördert. Seit dem 01. Januar 2020 werden kommunale Wiedervernetzungsprojekte wie der Bau von Amphibienschutzanlagen im Rahmen des novellierten Landesverkehrsfinanzierungsgesetzes (LGVFG) gefördert. Verkehrsminister Hermann fordert Kommunen auf sich zu beteiligen.

Da aus verschiedenen Gründen nicht an jeder erforderlichen Stelle Anlagen gebaut werden können, kann auch in Zukunft nicht auf den Einsatz der freiwilligen Naturschützerinnen und Naturschützer verzichtet werden. Minister Hermann hebt diese Hilfsbereitschaft hervor: „Ich danke allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern im Land für ihren engagierten und selbstlosen Einsatz für die heimische Tierwelt und den Erhalt unserer Artenvielfalt.“

 

Hintergrundinformationen des Ministeriums für Verkehr
In unserer dicht bebauten und von Verkehrswegen durchzogenen Kulturlandschaft sei es für Amphibien und andere Wildtiere nicht einfach, von einem Lebensraum zum anderen zu wandern. Sie stoßen dabei auf eine Vielzahl von Hindernissen, vor allem in Form von stark befahrenen Straßen. Dies trage zu der in den letzten Jahrzehnten immer stärker gewordenen Gefährdung vieler Tierarten bei. Gerade bei Amphibien sei die Zerschneidung von Wanderstrecken eine der Hauptursachen für den Artenschwund.

Um dem entgegenzuwirken, hat das Ministerium für Verkehr das Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen erarbeitet. Das Konzept wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg erstellt. Es setzt sich aus den drei Projektbausteinen „Konfliktstellen auf Grundlage der Fachpläne des Landes“, „Amphibienwanderstrecken an Straßen“ und dem „Bundesprogramm Wiedervernetzung“ zusammen.

Der Baustein „Amphibienwanderstrecken an Straßen" war ein Kooperationsprojekt mit dem NABU Baden-Württemberg, unter dessen Federführung die Untersuchungen zu den Amphibienwanderungen erfolgten. Im Zuge dieses Projektes lieferten zahlreiche Ortsgruppen des NABU Baden-Württemberg, des BUND Baden-Württemberg und weitere Naturschutzverbände sowie die Regierungspräsidien, Landratsämter und Stadtkreise wertvolle Daten zu bekannten Amphibienwanderstrecken. Für jeden Baustein wurden Prioritätenlisten der wichtigsten Konfliktstellen/Wiedervernetzungsabschnitte erarbeitet. Die priorisierten Konfliktstellen sollen sukzessiv durch den Bau von Querungshilfen, insbesondere Grünbrücken und Amphibienschutzanlagen, entschärft werden.

Unter den landesweit 25 wichtigsten Wiedervernetzungsmaßnahmen befindet sich auch die Bundesstraße 30 im Altdorfer Wald. Da es sich jedoch um die B 30 handelt, hat das Land bisher keinen Finger gerührt.

Weitere Informationen zum Landeskonzept Wiedervernetzung gibt es unter: https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/mensch-umwelt/naturschutz/wiedervernetzung-der-natur/


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