21.11.2010 - 23:59 Uhr
Franz Fischer
Nr. 2920
374

Schwarzbuch: 500 Kammmolche erhalten Tunnel für 50 Mio. Euro

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(Helsa / Hessisch Lichtenau) - Die A 44 wird vermutlich die teuerste Autobahn der Bundesrepublik. Bereits vor zehn Jahren wurde im Schwarzbuch berichtet, dass wegen einer fragwürdigen Spitzkehre unnötige Mehrkosten von über 70 Mio. Euro anfallen. Jetzt kommen erhebliche Kostensteigerungen durch die europäischen Naturschutzrichtlinien hinzu. Für den Schutz von geschätzten 500 Kammmolchen fallen zusätzliche 50 Mio. Euro für eine Tunnelverlängerung auf 4,1 Kilometer an.

Zwischen Helsa und Hessisch Lichtenau sind zur Minimierung der Zerschneidungswirkung von natürlichen Lebensräumen von mehreren Tierarten in der Planung bereits zwei getrennte Tunnelbauwerke vorgesehen. Die Zerschneidungswirkung hätte bereits hierdurch soweit reduziert werden können, dass die Lebensräume nördlich der A 44 weiterhin zu 90 Prozent nutzbar geblieben wären. Zudem sollte der südliche Lebensraum, welcher durch die B 7 abgetrennt ist, durch den Einbau von Durchlässen in der Bundesstraße wieder nutzbar gemacht werden. Hierfür waren Verbesserungen des neu zugänglichen Lebensraumes durch umfangreiche Waldumbaumaßnahmen vor Eintritt des Eingriffs vorgesehen. Selbst die FFH-Verträglichkeitsprüfung konnte keine erheblichen Beeinträchtigungen feststellen.

Aber das Bundesverkehrsministerium meldete nun gegenüber der Planung erhebliche Bedenken an. Es empfahl einen durchgehenden Autobahntunnel, um die Kammmolche zu schützen. Im ersten Entwurf der Planung mit zwei getrennten Tunnelbauwerken ging man noch von Baukosten in Höhe von 180,3 Mio. Euro aus. Durch die Verbindung der beiden Tunnel erhöhten sich die Kosten im zweiten Entwurf bereits auf 229,1 Mio. Euro. Aktuell wird auf Grundlage genauerer Kostenberechnungen zum 4,1 Kilometer langen Tunnel mit Baukosten in Höhe von 241,8 Mio. Euro gerechnet. Hinzu kommt eine zeitliche Verzögerung des Projekts um rund sechs Jahre. Für jeden geschätzten Kammmolch sollen nun rund 100.000 Euro ausgegeben werden. Hätte es sich um 500 Menschen gehandelt, hätte eine Brücke, wie ein Lärmschutzwall genügt.

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